Vor einigen Monaten hat der Kaffee-Influencer Lance Hedrick zwei Videos veröffentlicht, die das Potenzial haben, deine Art und Weise, wie du deinen Espresso zubereitest, zu verändern und zu verbessern. Mit einer einfachen, aber sehr wirkungsvollen Technik zeigt Lance, dass das Schütteln des frisch gemahlenen Kaffees in einem sogenannten Blind Shaker vor dem Einfüllen in den Siebträger die Extraktion deutlich verbessern kann. Eine Methode, die so einfach ist, dass sie fast zu schön klingt, um wahr zu sein.
In diesem Artikel erfährst du, warum ein Blind Shaker zu einer besseren Espresso-Extraktion führt und welche Erfahrungen ich persönlich mit dem Blind Shaker von Weber Workshops gemacht habe. Das erwartet dich hier:
Inhaltsverzeichnis
- 1 Videos zum Blind Shaker von Lance Hedrick
- 2 Espresso schütteln: Simple Technik mit großer Wirkung
- 3 Was passiert beim Schütteln mit dem Blind Shaker?
- 4 Höhere Extraktionsausbeute
- 5 Verdichtung und Statik: Zwei Effekte in einem
- 6 Meine Erfahrungen mit dem Blind Shaker von Weber
- 7 Blind Shaker im Praxis-Test des crema Kaffeemagazins
- 8 Probier’s selbst aus!
- 9 Fazit: Kleine Bewegung, große Wirkung
Videos zum Blind Shaker von Lance Hedrick
Espresso schütteln: Simple Technik mit großer Wirkung
Die Technik ist wirklich ganz einfach, versprochen! Mahle deinen Kaffee, gib ihn in einen verschließbaren Behälter, schüttle ihn für etwa 15 – 20 Sekunden und fülle dann das Kaffeepulver in den Siebträger. So einfach ist das! Diese Methode könnte die bisher etablierten Kaffeemehl-Verteilungsprozesse revolutionieren.
In seinen Tests hat Lance das Schütteln gegen traditionelle Techniken wie das Klopfen des Siebträgers, das Rühren mit einem WDT-Tool (Weiss Distribution Technique) oder sogar gegen die WDT-Autocomb-Methode, die von den letzten beiden World Barista Champions genutzt wurde, ausprobiert.
Das Ergebnis ist wirklich beeindruckend: Das Schütteln führt zu gleichmäßigeren Espresso-Shot-Zeiten und sogar zu einer kürzeren Durchlaufzeit. Dadurch kannst du feiner mahlen, ohne dass dabei der Puck zu verstopfen droht. Die Blind-Shaker-Methode führt dazu, dass sich die Extraktionsrate weiter nach oben entwickelt und somit noch mehr aus deinem Espresso herausgeholt wird.
Was passiert beim Schütteln mit dem Blind Shaker?
Viele von uns stellen sich derzeit eine Frage: Wie kommt es, dass das so gut funktioniert? Eine Theorie dazu hat Dr. Mark Al-Shemmeri, ein Kaffeeforscher und -röster. Er meint, dass das Schütteln ähnliche Effekte hat wie der industrielle Prozess der Kaffeemehl-Verdichtung bei Kaffee-Pads und Kaffee-Kapseln.
Bei diesem Prozess werden Kaffeepartikel so in Bewegung gebracht, dass kleinere Partikel in die Poren der größeren Partikel gedrückt werden. Das Schütteln führt dazu, dass zerklüfteten Kanten der Kaffeepartikel abgerundet werden und damit kugelförmiger werden.
Außerdem werden winzige Feinanteile (“Fines”) dazu gezwungen, sich zusammenzuballen oder sich sogar in den Poren größerer Partikel festzusetzen, wodurch Aggregate entstehen, die sich tatsächlich wie dichtere, kugelförmige Partikel verhalten. Dadurch entsteht ein dichteres, gleichmäßigeres Kaffeebett, das das Wasser gleichmäßiger durchdringen kann.
Höhere Extraktionsausbeute
Lances Experimente mit dem Blind Shaker von Weber Workshops waren ein voller Erfolg. Die Extraktionsrate konnte um bis zu 1,5 Prozentpunkte gesteigert werden, während die Shot-Zeiten verkürzt wurden. Das bedeutet für dich, dass du mit dieser Methode nicht nur eine höhere Extraktion erreichst, sondern auch konsistentere Ergebnisse erhältst. Kein Wunder also, dass der Blind Shaker so einen Hype verursacht hat.
Verdichtung und Statik: Zwei Effekte in einem
Neben der Verdichtung könnte das Schütteln auch die statische Aufladung des Kaffees verringern. Ähnlich wie bei der Ross-Droplet-Technik (RDT), bei der der Kaffee leicht mit Wasser besprüht wird, könnte das Schütteln dafür sorgen, dass sich die Partikel weniger elektrostatisch aufladen und dadurch besser verteilen. Ein kleiner Bonus, der zu noch besseren Brühergebnissen führen kann.
Der Blind Shaker von Weber Workshops hat eine spezielle Beschichtung, die genau diese statische Aufladung minimieren soll. Das sorgt nicht nur für eine gleichmäßigere Verteilung im Siebträger, sondern erleichtert auch die Handhabung des Kaffeepulvers.
Meine Erfahrungen mit dem Blind Shaker von Weber
Ich habe den Blind Shaker von Weber seit ca. drei Wochen täglich im Einsatz und bin begeistert. Der Shaker besteht aus eloxiertem Aluminium und das spezielle Herstellungsverfahren sorgt dafür, dass die Innenflächen spiegelglatt poliert sind. Dadurch wird verhindert, dass Kaffeepulver im Shaker hängen bleibt oder sich festsetzt. Die Verarbeitung ist aus meiner Sicht erstklassig und sehr robust.
In meinen Tests zeigte sich, dass die Espresso-Shots mit Blind Shaker tatsächlich einen runderen, ausgewogeneren Geschmack haben. Auch optisch war die gleichmäßigere Extraktion im Vergleich zu Shots ohne Verwendung des Blind Shakers zu erkennen. Ich konnte die Ergebnisse von Lance hinsichtlich gleichmäßigeren Espresso-Shot-Zeiten und kürzeren Durchlaufzeiten reproduzieren. Mit dem Blind Shaker konnte ich den Mahlgrad meiner Espressomühle Niche Zero noch feiner einstellen.
Ob der Blind-Shaker-Espresso tatsächlich eine höhere Extraktionsrate aufweist, konnte ich nicht nachmessen, da ich kein Refraktometer besitze. Geschmacklich habe ich aber den Eindruck, dass die Extraktionsrate erhöht wurde, denn die Espressi schmeckten noch intensiver und aromatischer.
Falls du die Extraktionsrate deines Espressos aber zu Hause mal exakt nachmessen willst, kannst du dir ein Refraktometer für ca. 350 Euro hier bestellen.
Nebenbei sorgt die Verwendung des Blind Shakers auch für einen aufgeräumteren, saubereren Workflow. Heruntergefallenes Kaffeepulver auf der Arbeitsfläche gehört der Vergangenheit an. Das macht die Zubereitung nicht nur angenehmer, sondern spart auch wertvolles Kaffeepulver.
Mit einem Preis von knapp 80 Euro ist der Weber Blind Shaker sicherlich kein günstiges Werkzeug. Doch die hochwertige Verarbeitung, das durchdachte Design und die schmeckbar besseren Ergebnisse bei der Espresso-Zubereitung rechtfertigen meiner Meinung nach den hohen Preis. Wer viel Wert auf perfekten Espresso und einen effizienten, sauberen Workflow legt, wird mit dem Weber Blind Shaker zufrieden sein.
Blind Shaker im Praxis-Test des crema Kaffeemagazins
Auch das Kaffeemagazin crema hat im Heft 89 einen Praxis-Test mit dem Blind Shaker von Weber Workshops durchgeführt. Erna Tosberg, zweifache deutsche Barista-Meisterin (2013 und 2015), hat die Tests durchgeführt. Die Ergebnisse in der Zusammenfassung:
- Die Messungen mit dem Refraktometer bestätigten die Ergebnisse von Lance Hedrick.
- Der Espresso mit Blind Shaker erreichte beim 20-sekündigen Schütteln eine Extraktionsrate von 23,8 %.
- In beiden verkosteten Espressi (ein gewaschener Kaffee aus Guatemala und einen natural aufbereiteten Kaffee aus Äthiopien) wurde eine deutlich “ausgeprägte klebrige Süße” wahrgenommen.
- Die Süße wurde allerdings nur beim 20-sekündigen Schütteln wahrgenommen, während beim 5-sekündigen Schütteln “die etwas spitzere Säure” dominiert hat.
Probier’s selbst aus!
Hast du Lust, es selbst einmal auszuprobieren? Dann schüttle den gemahlenen Kaffee einfach ein paar Sekunden, bevor du ihn in den Siebträger gibst. Ob mit einem speziellen Blind Shaker oder einfach mit einem normalen Gefäß – die Technik ist schnell, einfach und kostengünstig. Je nach Mühle, Röstung und Umgebungsbedingungen kannst du die Methode anpassen und so das Beste aus deinem Espresso herausholen.
Fazit: Kleine Bewegung, große Wirkung
Das Schütteln des Kaffees ist eine der einfachsten Methoden, um die Extraktion des Espressos zu verbessern. Du brauchst keine teuren Geräte oder komplizierte Techniken – ein kurzes Schütteln genügt, um deinen Espresso aufzupeppen. Warum also nicht mal ausprobieren? Mit dieser Technik wird dein nächster Espresso vielleicht besser als je zuvor.
Hier findest du zwei ausgewählte Blind Shaker Modelle:
Blind Shaker für 58 mm Siebträger von Weber Workshops Blind Shaker für 51, 54 und 58 mm Siebträger von KnodosDarf’s noch etwas mehr sein?
Über die Autorin
barista-passione.deMiri’s Website:Erstellt am: 03. Oktober 2024©barista-passione.de