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Bohnen, der richtige Mahlgrad, andere Ingredienzen… es gibt vieles, was zur Vielfalt von Kaffee, seinen Varianten und darauf basierenden Getränken beiträgt. Allerdings eint alle eine Gemeinsamkeit jenseits der Kaffeebohne: Es gibt Tätigkeiten beziehungsweise Situationen, die passen einfach zum Kaffee – und solche, die es nicht tun. Ein brühheißer Espresso nach schweißtreibendem Ausdauersport? Eine Tasse klassischer Filterkaffee beim Fisch-basierten Mittagsmenü? Zumindest höchst ungewöhnlich – auch wenn die Geschmäcker natürlich verschieden sind und viele ihre ganz eigenen Kaffeemomente haben.

Der folgende Artikel begibt sich auf Spurensuche: Anlässe und Tätigkeiten, die perfekt mit dem aromatischen Aufguss harmonieren. Denn das gilt definitiv nicht nur für den Frühstückstisch und die nicht bloß sprichwörtliche Kaffeepause. Sich auf einen Kaffee zu treffen, ist zum Beispiel nicht selten der erste Schritt, eine Person näher kennenzulernen. Wo passt der Kaffee noch besonders gut?

1. Die digitale Spielewelt

Es mag etwas schwierig wirken: Ein heißer Kaffee, während sich Kopf, Augen und Hände vollends auf intensive Bildschirmaktion fokussieren. Kaffee und Computerspiele? Darüber werden wohl so manche Tassen eiskalt. Stimmt allerdings nicht ganz. Dazu ist diese Spielewelt viel zu breit gesteckt. 

Wir leben in einer Hochzeit der digitalen Casinos – Roulette, Poker, Blackjack und Co. kann man auch kostenlos in Casinos ohne Einzahlung spielen. Dazu Strategiespiele, Aufbauspiele, Wirtschaftssimulationen… eine gigantische Bandbreite an Games, die nicht zu jeder Zeit beide Hände am Controller und blitzschnelles Denken erfordern. Spiele, in denen vielleicht nur eine Hand auf der Maus liegt, bei denen Siege davon abhängen, die nächsten Züge sorgsam und gründlich zu überdenken.

Hier findet sich nicht nur eine gute Kaffee-Situation, hier brilliert das Getränk regelrecht. Das Koffein gibt durch seine Wirkungsweise im Körper den nötigen Leistungs- und Konzentrationsschub; die Wärme entspannt. Beste Unterstützung für Schreibtisch-Strategen und Karten-Künstler. 

2. Das gute, kontrollierte Geschäftsgespräch

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Es dürfte wohl nirgendwo niedergeschrieben sein, wie viele Geschäftsgespräche in eine falsche Richtung drifteten, weil die Teilnehmer dem Alkohol zusprachen. Ein durchaus kulturelles Problem, denn nicht nur bei mittäglichen Terminen, sondern gerade jenen in den Abendstunden, die in einen informellen Teil abdriften, gehören Whisky und Co. oft auch dazu.

Bloß hat Alkohol Nachteile der unmittelbaren Form, die je nach Gewöhnungsgrad und weiteren Faktoren rasch zutage treten und oft schon bei niedrigen Dosen auftreten:

  • Er enthemmt
  • Die Laune steigt
  • Man wird redseliger (besonders kritisch)
  • Die Selbstkontrolle wird verringert

All diese Faktoren können schon nach den ersten Schlucken auftreten – von Gleichgewichts- und Sprachstörungen bei höherer Dosierung ganz abgesehen. Und sie alle sind für geschäftliche Gespräche enorm abträglich, da sie den Teilnehmern die notwendige Klarheit rauben – nicht selten wird gerade deswegen Alkohol aufgetischt, weil darauf spekuliert wird, dass das geschäftliche Gegenüber „offener“ wird.

Hier ist Kaffee die ungleich bessere Alternative. Nicht zuletzt, weil Third Wave Coffee ein nicht weniger edles Getränk sein kann als Wein und sonstige ausgesuchte Alkoholika. Er muss deshalb keine Verlegenheitslösung sein, sondern ist ein exklusives Getränk für eine nicht minder exklusive Gesprächsrunde.

3. Die Heimkehr in den Feierabend

Es sind nicht nur körperlich fordernde Berufe, die anstrengen. Im Gegenteil, auch Bürojobs können fordern – der einzige Unterschied besteht darin, dass sie nicht Muskeln und Gelenke ermatten, sondern über den Tag verteilt die geistigen Kräfte rauben. Tatsächlich weiß die Wissenschaft auch schon lange, dass darunter über Umwege wiederum die körperliche Leistungsfähigkeit leidet.

Bedeutet: Zum Feierabend sind die meisten Menschen reichlich „geschafft“. An dieser Stelle tritt Kaffee aufs Tableau. Es gibt gute Gründe, das Ankommen im Feierabend mit ihm zu feiern:

  • Die Leistungsreserven werden für die Tätigkeiten des Feierabends aufgefüllt.
  • Die wenigen Minuten, die das Prozedere dauert, muten unserem Hirn wie ein Übergangsritual an. Die Schwelle zwischen Arbeit und Freizeit und damit ein wichtiger Faktor für verbesserte Work-Life-Balance.
  • Gleichsam verhindert der Kaffee, dass man sich direkt in Einkaufstouren, Gartenarbeit und Co. stürzt. Etwas „Me-Time“, die vor allem funktioniert, wenn der Kaffee beim Nachhausekommen schon fertig ist. 
  • Durch seine Inhaltsstoffe wirkt Kaffee appetitzügelnd. Perfekt für alle, bei denen zwischen Feierabend und Abendbrotzeit eine Lücke besteht, denn es verhindert, dass mit Snacks das Kalorienpensum übererfüllt wird.  

Hinzu kommt der Belohnungsfaktor: Ein langer Arbeitstag, für den man sich mit einer Tasse gutem Kaffee belohnt. Aus diesem Grund sollte es zu diesem Anlass abermals nicht irgendein Kaffee sein, sondern eine köstliche Kaffeespezialität.

4. Die lange Seriennacht

Nicht zuletzt dank der Hochglanzproduktionen der Streamingdienste leben wir heute in einer Zeit, in der Serien nicht nur in enorm hoher Dichte, sondern bestechender Qualität vorhanden sind – für nicht wenige Fans ist das, was derzeit läuft, mit das Beste, was die Serienwelt je hervorbrachte.

Das führt uns zu einem mittlerweile breit etablierten Hobby: Bingewatching. Serie starten und dann Folge um Folge abspulen, bis entweder die Staffel, die Serie oder der Tag zu Ende ist.

Für viele ist das der Anlass, um Softdrinks zu konsumieren. Doch obgleich viele von ihnen natürlich einen Koffeinkick liefern, haben sie beträchtliche Nachteile. Vor allem Kalorien. Das mag bei Einzelfilmen kein sonderliches Problem sein. Doch schon bei einer Serie, erst recht, wenn Bingewatching ein langfristiges Hobby ist, wird es sehr nachteilig.

Denn ganz ähnlich wie bei einem vergnüglichen Abend mit Freunden in einer Bar die alkoholischen Drinks oft ganz unbemerkt Stück um Stück konsumiert werden, verhält es sich auch beim Seriengucken mit dem zuckrigen Nass. Schnell sind auf diese Weise 1000 und mehr Kalorien beinahe unbemerkt überschritten. Schlecht für die schlanke Linie, schlecht auch für den Körper per se.

Natürlich kann auch Kaffee kalorienreich sein, wenn er mit Milch und Zucker und vielleicht noch anderen Zutaten (Stichworte Schoko und Karamell) genossen wird. Dennoch ist er in aller Regel deutlich weniger „gehaltvoll“. Und gerade wenn der Serientag auch noch einen Großteil von Abend und Nacht umspannt, liefert er mehr Energie als selbst viele Energydrinks.

5. Die Ankunft in der Fremde

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Egal, ob es eine Geschäftsreise innerhalb Deutschlands ist, oder der Trip einen nicht nur sprichwörtlich um den halben Erdball führt: Wer in der Fremde ankommt, fühlt sich dort in aller Regel erst einmal fremd; selbst, wenn er zum Vergnügen da ist und diese unbekannte Situation mit Absicht sucht. 

Doch ist Fremdheit für unseren Geist gar nichts Positives, so abenteuerlich sie auch wirken mag. Das gilt umso stärker, je anstrengender die Strapazen der Reise waren, die eine Person an diesen Ort führten.

Hier kommt Kaffee einem zupass: So unterschiedlich die Trinkkulturen auf der Welt auch sein mögen, er ist eines der wenigen Getränke, die global praktisch gleich sind. Egal ob im japanischen Kissaten oder US-amerikanischen Diner. Eine Tasse Kaffee gibt es überall und sie schmeckt überall relativ(!) gleich.

Ein guter Grund, zeitnah nach der Ankunft in der Fremde eine Kaffeepause einzulegen. Sie erinnert das Gehirn direkt daran, dass hier zwar vieles anders ist, aber dennoch manches auch nicht. 


Über den Autor

Kaffeesommelier und Firmenberater für den Genuss aus der Bohne
Erstellt am: 14. Mai 2020